Dinah Maria Mulock Craik
1826 - 1887 Großbritannien
ZaunköniG
Sonntagmorgengeläut
Nun hör wie das Glockengeläut aus der Stadt leis erklingt,
und hundert verschiedene Töne darin arangiert
sind, und nebelhaft wie eine Sphärenmusik harmoniert,
wie aus einzelnen Noten, die winters das Rotkehlchen singt.
Was wäre, wenn dir nun in deiner Unendlichkeit
die Bekenntnisse, vielgestalt, farbig, verschiedentlich,
nur Lumpen sind an unsrem menschlichen Narrenkleid;
um die eine lebendige Wahrheit, die du uns
gibst - Dich?
Was wäre denn, gälten dir alle als ein Gottesdienst,
weil er aus reinem Herzen ist und deinem göttlichen Ohr
zwar eintönig ist, aber rein und auch vollständig schien,
dessen Fugen durch Jesu Christ Namen zur Liebe nun werden
und schwellen sich steigernd bis in das Erhabne empor
zum "Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden"
Richard Löwenherz
Marochetti's Statue in der Ausstellung von 1851.
I.
Löwenherz! In deiner Krone
zeigt
sich wahrer Adel des vollkommnen Mannes,
in Stein, enthoben alls Lobs und Bannes
der Masse, die sich gaffend zu dir beugt,
als sei der Wert des Königstums zu lesen
der alten Zeiten. Sieh, - was braucht der Kranz
der Krone vor dem Himmel seinen Glanz,
den höchsten Fürst zu zeigen der gewesen?
Oder etwa nicht? Lies, was es heißt:
Die Braue voll sein Auge überspannt,
in seiner Hand die Zügel und das Schwert,
auf seinen Lippen Schönheit, sternverwandt.
Als Mann beherrscht er seinen eignen Geist;
Herr seiner Selbst und seiner Brüder Herr.
II.
"Mein König! Richard!" unsre Barden klagen,
jedoch die Chorgesänge bald verenden
im Umbruch unserer modernen Tage.
Wir wissen: all die Lorbeern und Legenden
verdrängen, daß nichts bleibt so wie es ist.
Die Welt verändert sich halt mit der Zeit -
und dennoch rührst du, Standbild das du bist
die Ehre aller Ritterhaftigkeit.
Wenn auch nicht Richard, bist du Archetyp
des alten Königsglanzes, überreif
machst du nun Platz für neuen Blütentrieb.
Statue, die jene große Zeit beschönigt,
daß mancher Junge staunt, vor Ehrfurcht steif,
und leise flüstert: "Dieses war ein König!"
Hochzeitstafel
Er war bei einer Hochzeit einst zugegen,
erst unbeachtet, bis ihn jemand bat
zu helfen, seit dem scheint es in der Tat,
er gab der Hochzeitstafel seinen
Segen.
So wie an jener, ohne
Pomp und Pracht,
sind wir hier gern zum schlichten Spruch bereit
und wunschen nur: "Gott egne diese zwei!"
in unsrer Mitte gibt er auf uns acht.
Ihm würde unsre Andacht gut gefallen,
würd wie in Kana wohl zufrieden sein
hört unsre Bitte, daß
doch Gottes Liebe
für immer mit an ihrer Tafel bliebe.
So macht er uns zu seinen Dienern alle
und wandelt bittres
Wasser just in Wein.
Ergebenheit
"Poor heart, what bitter
words we speak
When God speaks of resigning!"
(Richard Lovelace 1618 - 1657)
Kinder legen ihre Kränze fort,
so traurig, demütig in den Gedanken.
Skipper, wenn im Sturm die Schiffe schwanken,
werden ihre Habe über Bord,
zu tauschen Reichtümer fürs Leben gegen
die Strenge, und erreichen nie die Küsten.
So, Vater, stehen wir vor Dir und legen
unsre schönsten Kränze dir zu Füßen,
geben jede seltne Kostbarkeit,
die Herzjuwelen, ohne Seufzer her.
Du weißt, die Blumen welken mit der Zeit,
die weitgereisten Planken fallen zum Staube.
Nimm sie in deine Ewigkeit. Wir glauben
an wahre Schätze vom gerechten Herrn.
"Guardami ben.
Ben son, ben son"
(Göttliche Komödie:
Fegefeuer; 30. Gesang, Vers 73)
Erkenne mich: Ich
bin es, deine Liebe,
dein Frieden, deine
Hoffnung und dein Segen;
Die Freude, die in
Kreisen fortgeschrieben,
wie Wellen sich in
Ringen fortbewegen;
die Taube Mitgefühl,
aus deiner Brust
einst ausgesandt und
deren ewge Schwingen
dich, endlich
heimgekehrt, zur Ruhe bringen;
dein Engel, der sein
Sternenlicht vergießt,
zu dir mit lieb
verschränkten Händen spricht:
"Ich bin es:
Beatrice, Ich stehe so
vor dir; vom
göttlich-dreieinigen Scheine
ganz unverhüllt, nur
schauend dein Gesicht,
und bin an diesem
Segensort so froh,
daß du der meine
bist und ich die deine."